Kultur

“Das geht uns alle an.“

Statement des Kasseler Tanzensembles

Johannes Wieland
(Quelle: N.Klinger)
GDN - Die Tanzkompanie des Staatstheaters Kassel, in der Vielfalt und Unterschiedlichkeit täglich gelebt wird, veröffentlicht ein Statement, mit dem die Künstler bezüglich Rassismus und Polizeigewalt deutlich Stellung beziehen.

Die Erklärung des Kasseler Tanzensembles im Wortlaut:
“Für uns, wie für alle, die sich gegen Diskriminierung aussprechen, ist es unerträglich zu sehen, dass Rassismus sich in all seinen brutalen, aber eben auch ganz alltäglichen Formen immer wieder Bahn bricht. Rassismus ist eine alte und permanente, weltweite Bedrohung, auch hier in Deutschland.
In unserer Kompanie diskutieren wir regelmäßig die aktuellen gesellschaftspolitischen Vorgänge und wie sie auf die Welt einwirken. Viele dieser Themen finden ihren Weg in unsere Stücke, die wir so leidenschaftlich erschaffen.
Diesmal ist es anders. Innerhalb unserer Gruppe zu diskutieren, erscheint uns nicht genug. Der brutale Mord an George Floyd in den USA und die daraus resultierenden Proteste verlangen nach einer öffentlichen Stellungnahme.
“¢ Es ist erschreckend zu sehen, wie der Präsident der Vereinigten Staaten die eigene Bevölkerung mit dem Militär bedroht und die Polizei zu brutalen Übergriffen anstachelt. Dieses Ausmaß an hemmungslos rassistischem Verhalten zeigt sein wahres Gesicht ausgerechnet in einem Land, welches Freiheit und demokratische Werte behauptet und in der Verfassung verankert hat.
“¢ Es ist ernüchternd zu sehen, wie die Ungerechtigkeit gegen die Schwarze Gemeinschaft in den USA erneut aufflammt. Die Unfähigkeit, sogar der Unwillen der Regierung, Strukturen und Muster des Rassismus zu zerschlagen, ist entmutigend.
“¢ Es ist unerträglich zu sehen, wie Teile der Polizei wiederholt versuchen, die freie Presse und die Zivilgesellschaft hochaggressiv und kalkuliert einzuschüchtern und daran zu hindern, die Ereignisse umfassend zu dokumentieren und aufzuklären. Dies mit der Deckung durch einen Präsidenten, der nicht an Aufklärung, nur an die Lüge glaubt; der den Einsatz von Gewalt verherrlicht und die Spaltung der Gesellschaft auf Kosten der Unterdrückten weiter vorantreibt.
Die jüngsten Ereignisse sind ein weiteres Beispiel für die Unterdrückung, die sich aus der langen Geschichte des Rassismus in den Vereinigten Staaten nährt.
Aber es geht uns alle etwas an. Überall.
Wir zeigen uns solidarisch mit der Schwarzen Gemeinschaft nicht nur in den USA.
Wir zeigen uns solidarisch mit denjenigen, die ihr Leben riskieren, während sie protestieren, um eine Gesellschaft zu erhoffen, in der das Leben Schwarzer Menschen gleichberechtigte Wertschätzung erfährt.
Damit Veränderungen stattfinden können, ist es von größter Bedeutung, dass wir als Kompanie aufmerksam bleiben, was wir sowohl als Gruppe wie auch als Individuen in unserem unmittelbaren Umfeld, aber auch darüber hinaus, tun können, um für Gleichstellung einzutreten.
Rassismus geht uns alle an.
Die Tanzkompanie des Staatstheater Kassel“
Namentlich unterzeichnet wurde die Veröffentlichung von:
Johannes Wieland (Tanzdirektor und Hauschoreograf)
Lauren Rae Mace (Tanztheaterdramaturgin)
Thomaspeter Goergen (Dramaturg Schauspiel und Tanztheater)
Inga Scheuvens (Dramaturgieassistentin und Leitung Company-Management)
Victor Rottier (Trainings- und Probenleiter)
Donato Deliano (Probenrepetitor und Musik-Editor/Advisor)
Alison Monique Adnet (Tänzerin)
Chihiro Araki (Tänzerin)
Morgan Bobrow-Williams (Tänzer)
Jordan Gigout (Tänzer)
Dafni Krazoudi (Tänzerin)
Niv Melamed (Tänzer)
Safet Mistele (Tänzer)
Alessia Ruffolo (Tänzerin)
Shafiki Sseggayi (Tänzer)
Chris Pascal Englund Braun (Tänzer)
GotautÄ— KalmatavičiÅ«tÄ— (Tänzerin)
Olha Mykolayivna Stetsyuk (Tänzerin)
Cecilia Wretemark (Tänzerin)
Sebastian Zuber (Tänzer)

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